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Thema: Kostenfunktion, Erlösfunktion, Gewinnfunktion und deren Zusammenhang im Polypol und Monopol

In diesem Abschnitt werden die Zusammenhänge von Gewinn, Kosten und Erlösen für eine bestimmte Produktionsmenge auf eine beliebige Produktionsmenge des gleichen Produktes erweitert. Gewinn, Kosten und Erlös werden dann als mathematische Funktionen dargestellt, die abhängig von der Produktionsmenge x sind.

Gesamtkostenfunktion K(x)

Die Gesamtkosten setzen sich aus den variablen Kosten Kv, die von der Produktionsmenge x abhängen und den Fixkosten Kf zusammen, die nicht von der Produktionsmenge x abhängen:

K(x) = Kv(x) + Kf

Einige Überlegungen führen zu den folgenden Schlussfolgerungen:

Die ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion K(x)

Die Bedingungen für eine Gesamtkostenfunktion wurden eben hergeleitet. Damit sind aber viele mögliche Verläufe für eine Gesamtkostenfunktion, z.B. ein linearer Verlauf (visuell eine Gerade) oder ein parabelförmiger Verlauf denkbar, hauptsache die oben genannten Bedingungen sind erfüllt.

Einen sehr realitätsnahen Verlauf hat die sogenannte ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion. Sie wird auch fälschlicherweise teilweise s-förmige Gesamtkostenfunktion genannt. Wenn überhaupt sollte man sie ?-förmige Gesamtkostenfunktion, wegen ihres in etwa fragezeichenförmigen Verlaufs, nennen. Besser ist aber der Name ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion.
Die ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion lässt sich am einfachsten durch eine ganzrationale Funktion 3. Grades beschreiben.

K(x) = ax3 + bx2 + cx + d mit

Kv(x) = ax3 + bx2 + cx und Kf = d

In der folgenden Abbildung ist der Graph der Gesamtkostenfunktionen K(x) = x3 - 6x2 + 15x + 32 visualisiert.

Gesamtkostenfunktion
Die dargestellte Gesamtkostenfunktion hat alle Eigenschaften, die eine Gesamtkostenfunktion haben muss: Darüber hinaus hat die ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion im blauen Bereich eine Rechtskrümmung, die im Wendepunkt W bei einer Produktionsmenge von x = 2 ME in eine Linkskrümmung übergeht. D.h. die positive Steigung von K(x) nimmt bis W immer mehr ab. Im Wendepunkt W hat sie ihre geringste Steigung. Danach (im roten Bereich) nimmt die positive Steigung dann immer mehr zu. Man sagt auch: Die ertragsgesetzliche Kostenfunktion steigt zunächst degressiv (blauer Bereich mit Rechtskrümmung) und dann progessiv (roter Bereich mit Linksskrümmung).

Dieser Verlauf ist sehr realitätsnah: Wegen des effizienteren Arbeitskräfte-/Maschineneinsatzes (z.B. noch keine Überstundenzuschläge und moderatem Maschinenverschleiß) steigen die Gesamtkosten zunächst degressiv (Rechtskrümmung). Bei einer Ausweitung der Produktion fallen dann z.B. immer mehr Überstundenzuschläge an und die Maschinen haben einen überdurchschnittlichen Verschleiß. Dies ist hier ab einer Produktionsmenge von 2 ME (Wendestelle) der Fall. Die Gesamtkosten steigen nun progressiv an (Linkskrümmung).

Erlösfunktion E(x)

Jedes Produkt, das hergestellt wird, hat einen Stückpreis. Wenn es sich um eine Dienstleistung handelt, dann hat diese einen Preis pro Stück Zeit, meist pro Stunde.
Um den Erlös zu berechnen, muss der Stückpreis p mit der Menge x des verkauften Produktes multipliziert werden.
Zunächst einmal kann also festgehalten werden, dass E(x) = p·x ist.

Polypol (Vollständige Konkurrenz)

Herrscht auf einem Markt vollständige Konkurrenz, dann wird von einem Polypol gesprochen. Das Polypol ist eine Art von Markt, auf dem es viele Anbieter und viele Nachfrager gibt. Es ist also ein Markt mit vielen verschiedenen Unternehmen, die ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten und vielen Kunden, die diese Produkte kaufen möchten.
In einem Polypol gibt es keinen einzelnen Anbieter oder Käufer, der den Markt dominieren kann. Jeder Anbieter hat nur einen kleinen Anteil am Gesamtmarkt und jeder Käufer hat nur einen kleinen Anteil an der Gesamtnachfrage.
Da es viele Anbieter gibt, herrscht in einem Polypol normalerweise ein hoher Wettbewerb. Die Unternehmen müssen sich bemühen, ihre Produkte oder Dienstleistungen attraktiver oder günstiger anzubieten als ihre Konkurrenten, um Kunden anzulocken. Dies führt oft zu niedrigeren Preisen und einer größeren Auswahl für die Verbraucher.
Im Polypol gibt es auch keine Markteintrittsbarrieren, das heißt, neue Unternehmen können relativ leicht in den Markt eintreten und mit den bestehenden Unternehmen konkurrieren. Dies trägt ebenfalls zur Wettbewerbsintensität bei.
Das Polypol ist also ein Markt, auf dem viele Anbieter und viele Nachfrager existieren, es herrscht Wettbewerb und die Unternehmen haben nur einen begrenzten Einfluss auf den Markt.
Dies hat Auswirkungen auf die Preisbildung. In einem Polypol haben die Anbieter/Nachfrager keinen Einfluss auf den Preis und ändern lediglich die Menge eines Produkts, die sie herstellen/anbieten oder kaufen (Mengenanpasser). Das bedeutet, die Unternehmen verfügen nur über eine geringe Marktmacht. Im Falle einer Preiserhöhung könnten die Nachfrager sofort zu einem neuen Anbieter wechseln. Ebenso haben die Nachfrager wenig Verhandlungsspielraum. Wenn sie den Preis für ein Produkt senken wollen, beschließt der Anbieter, es nicht zu verkaufen, weil es noch viele andere Kunden gibt. Das bedeutet wiederum, dass der Stückpreis sich auf einen konstanten Wert einpendelt, egal wieviel Stück davon verkauft/gekauft werden.

Die Preisfunktion (auch Preis-Absatz-Funktion) des polypolistischen Anbieters lautet also:

p(x) = p mit p > 0

Der Preis p ist eine Konstante, also unabhängig von der Menge x, z.B. p = 20 GE (Geldeinheiten).

Für das Beispiel wäre p(x) = 20.

Daraus ergibt sich die Erlösfunktion E(x) für das Polypol:

E(x) = p(x)·x = p·x

Im folgenden Beispiel ist p = 20 GE, d.h. es ergibt sich die Funktion E(x) = 20·x = 20x , wobei die Kapazitätsgrenze wieder bei xkap = 8 ME liegen soll:

Erlösfunktion im Polypol

Die dargestellte Erlösfunktion im Polypol hat alle Eigenschaften, die eine Erlösfunktion haben muss:

Monopol (Angebotsmonopol)

Ein Monopol ist eine Marktform, bei der es nur einen einzigen Anbieter oder Verkäufer gibt, der ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung kontrolliert. Das bedeutet, dass es keine anderen Unternehmen gibt, die das gleiche Produkt oder die gleiche Dienstleistung anbieten können.
Das Unternehmen, das das Monopol besitzt, hat die volle Kontrolle über den Markt. Es kann den Preis für sein Produkt oder seine Dienstleistung festlegen, da es keine Konkurrenz gibt, die den Preis beeinflussen könnte. Das Unternehmen kann daher oft höhere Preise verlangen, da die Kunden keine andere Wahl haben.
Ein Monopol kann entstehen, wenn ein Unternehmen eine bestimmte Technologie, ein Patent oder eine andere Art von Vorteil besitzt, der es anderen Unternehmen schwer macht, in den Markt einzutreten und zu konkurrieren. Es kann auch entstehen, wenn ein Unternehmen durch Fusionen oder Übernahmen andere Unternehmen aufkauft und so den Markt beherrscht.

Einige Überlegungen führen zu den folgenden Schlussfolgerungen für eine Preis-Absatzfunktion im Monopol:
Im folgenden Beispiel ist die einfachste Form einer Preisfunktion im Monopol gezeichnet. Sie hat einen linearen Verlauf und einen minimalen Preis von 0 GE. Darüber hinaus soll sie eine Sättigungsgrenze von xs = 7 ME haben und einen maximalen Preis von pmax = 84 GE haben, d.h. es ergibt sich die Funktion p(x) = -12x + 84 .

Und damit ergibt sich die Erlösfunktion:

E(x) = p(x)·x = (-12x + 84)·x = -12x2 + 84x :

Erloesfunktion_im_Monopol

Die dargestellte Preisfunktion (gelb) hat alle Eigenschaften, die eine Preisfunktion im Monopol haben muss: Bei einer solchen linearen streng monton fallenden Preisfunktion im Monopol (gelb) mit einem minimalen Preis von pmin = 0 GE ergibt sich immer eine Erlösfunktion E(x), deren Graph eine nach unten geöffnete Parabel ist (grün), die ausschließlich im 1. Quadranten verläuft, ihre Nullstellen bei x = 0 und x = xs und ihr Maximum bei xs2 hat.

Gewinnfunktion G(x)

Die Gewinnfunktion ergibt sich als Differenz aus Erlösfunktion E(x) und Gesamtkostenfunktion K(x), unabhängig davon, ob der Markt ein Polypol oder ein Monopol ist:

G(x) = E(x) - K(x) bzw. G(x) = p(x)·x - K(x)

Sie gibt für jede Produktionsmenge x im Definitionsbereich

Dök = [0 ; xs], falls xs < xkap

bzw.

Dök = [0 ; xs], falls xkap < xs

den Gewinn an.

Beispiel: Gewinn im Polypol

Für die Erlösfunktion E(x) = 20x (grün) und die ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion K(x) = x3 - 6x2 + 15x + 32 (rot) sowie die Kapazitätsgrenze xkap = 8 ME und die Sättigungsgrenze xs = 10 ME ergibt sich die Gewinnfunktion (blau):

G(x) = E(x) - K(x)

G(x) = 20x - (x3 - 6x2 + 15x + 32)

G(x) = 20x - x3 + 6x2 - 15x - 32)

G(x) = -x3 + 6x2 - 15x + 20x - 32

G(x) = -x3 + 6x2 + 5x - 32
Kosten_Erlöse_Gewinne_im_Polypol


Es kann anhand der Graphen folgendes festgestellt werden:

Beispiel: Gewinn im Monopol

Für die Erlösfunktion E(x) = -12x2 + 84x (grün) und die ertragsgesetzliche Gesamtkostenfunktion K(x) = x3 - 6x2 + 15x + 32 (rot) sowie die Kapazitätsgrenze xkap = 8 ME und die Sättigungsgrenze xs = 7 ME ergibt sich die Gewinnfunktion (blau):

G(x) = E(x) - K(x)

G(x) = -12x2 + 84x - (x3 - 6x2 + 15x + 32)

G(x) = -12x2 + 84x - x3 + 6x2 - 15x - 32)

G(x) = -x3 + 6x2 -12x2 - 15x + 84x - 32

G(x) = -x3 - 6x2 + 69x - 32

Kosten_Erlöse_Gewinne_im_Monopol

In der Abbildung mit den Graphen lassen sich eine Gewinnschwelle bei x≈0,5 ME, eine Gewinngrenze bei x≈5,5 ME und die Maximumstelle des Gewinns bei x≈3,2 ME ablesen.

Spielwiese (Internetverbindung erforderlich)

Mit der folgenden GeoGebra-Anwendung lassen sich über die Schieberegler verschiedene Preisfunktionen p(x) (gelb) mit pmin (minimaler Preis bei der Sättigungsgrenze xs), pmax (Höchstpreis) und xs (Sättigungsgrenze) und ertragsgesetzliche Kostenfunktionen K(x)=ax3 + bx2 +cx + Kf (rot) einstellen. Diese werden dann angezeigt. Zusätzlich werden die sich dann ergebenden Erlösfunktionen E(x) (grün) und Gewinnfunktionen G(x) (blau) angezeigt.

Wenn Du auf die Schaltfläche "Weiter" klickst, dann kommt eine Aufgabe zu Kosten, Erlösen und Gewinnen.

Klicke auf "Weiter".

Webprogrammierung und Inhalt: Dr. Dag Pechtel